REVIEWS 2023 VON DER METAL ONLY REDAKTION

Hier könnt ihr euch über bekannte Bands, ihre neuen Alben, ihre Fehltritte ... auslassen

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gelal
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Re: REVIEWS 2023 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Borracho (USA)
Genre: Stoner Doom Rock / Metal
Label: Kozmik Artifactz
Album Titel: Blurring The Lines Of Reality
Spielzeit: 43:53
VÖ: 18.08.2023

Borracho gründeten sich 2007 in Washington. Beeinflusst von solch großen Vorbildern wie Black Sabbath und Kiss, erhielt die Truppe einen Plattenvertrag und hat seit 2011 bereits 4 Studioalben und noch mehr Singles und Kompilationen veröffentlicht. Spielten zunächst noch 4 Leute in der Band, sind die Musiker nach dem Ausstieg eines Gitarristen im Jahr 2013 als Trio unterwegs. Mitte August erscheint das neue Werk; für mich das erste Album der Band.

Angekündigt wird es als Kommentar zum aktuellen Weltgeschehen. Man kann es daher im weiteren Sinne als Konzeptalbum verstehen. Die knapp 44 Minuten Spielzeit verteilen sich auf lediglich 6 teils sehr lange Titel. Die ersten 3, "Architects Of Chaos I-III", fungieren dabei als eine Einheit und gehen ineinander über. Musikalisch fallen zunächst die fernöstlichen Elemente und der überwiegend schleppende Rhythmus auf.

Gleich im ersten Titel spricht Sänger und Gitarrist Steve Fisher den Satz "Relax, we got you covered". Das wirkt einerseits beruhigend und andererseits soll es den Hörer darauf einstellen, das gleich schwere Geschütze aufgefahren werden. Der tiefe, aggressive Gesang bildet mit der ebenfalls weitgehend tiefgestimmten Musik eine Einheit. Beides passt gut zusammen. Allerdings habe ich mir beim Hören das eine oder andere Mal die Frage gestellt, wie die Songs wohl mit einer höheren Stimme als Kontrast zur Musik gewirkt hätten.

Das soll aber bitte nicht als Kritik am Gesang verstanden werden. Die ab und zu mit einem Hall unterlegte, kraftvolle Stimme verleiht den Titeln richtig Druck. Selbigen erzeugt auch die Band. Die tief gestimmten Gitarren wummern mächtig los, das Drumming ist alles andere als simpler 4/4-Takt und es werden viele Effekte eingesetzt. Als Beispiel seien ein Flanger, der die psychedelischen Elemente der Musik betont, und das Wah-Wah-Pedal bei den Gitarren genannt. Sehr schön finde ich, dass Drummer Mario Trubiano immer mal wieder die Kuhglocke erklingen lässt.

Die Titel haben aufgrund der Länge von teils über 12 Minuten Jam-Charakter und verlieren sich manchmal leider darin. Sie hätten etwas kürzer sein können, ohne dass die Qualität verloren gegangen wäre. Die Musik klingt leider gelegentlich etwas breiig und vor allem die Drums ziemlich dumpf. Das kann man allerdings auch als bewusst eingesetztes Mittel verstehen, das an den entsprechenden Stellen Bezug auf den Titel des Albums nimmt.

Überraschenderweise hat die Band gelegentlich klassische Rock 'n' Roll Riffs in die Songs eingebaut. Kiss habe ich jetzt nicht unbedingt in der Musik wiedergefunden, aber Black Sabbath kommt der Sound meines Erachtens noch am nächsten. Das waren ja auch nicht die "Schlechtesten".

Fazit:
Ich habe einige Versuche gebraucht, bis ich zu dem neuen Werk von Borracho Zugang gefunden habe. Insbesondere der kraftvolle Gesang überzeugt. Die Titel erschlagen einen jedoch etwas, es bleibt keiner speziell im Gehör. Das Album sollte meines Erachtens immer als Ganzes gehört werden, sodass es ideal für eine Veröffentlichung als Platte ist. Wer eher auf langsame, schleppende Musik steht, die sich gesanglich und musikalisch im tiefen Bereich bewegt, liegt mit "Blurring The Lines Of Reality" richtig.

Punkte: 6/10

Anspieltipp: keiner

Tracklist:

01. Architects Of Chaos I
02. Architects Of Chaos II
03. Architects Of Chaos III
04. Loaded
05. This Great War
06. Burning The Goddess

Lineup:

Steve Fisher - Vocals, Guitars
Tim Martin - Bass, Vocals
Mario Trubiano - Drums

https://www.facebook.com/BorrachoDC

Autor: Udo

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Band: The Circle (D)
Genre: Symphonic Black Metal
Label: AOP Records
Album Titel: Of Awakening
Spielzeit: 33:17
VÖ: 18.08.2023

Auch wenn The Circle bis dato erst ein Full-length-Album (Metamorphosis, 2021) herausgebracht haben, sind die symphonischen Schwarzmetaller aus Hameln kein unbeschriebenes Blatt mehr in der Szene. Nachdem das Debüt durchaus positive Resonanz erhalten hat und darauf direkt ein Plattenvertrag mit AOP Records gefolgt war, ist die Vorfreude auf das Zweitwerk des Quartetts umso größer.

Ich möchte direkt mit einem subjektiven Statement einsteigen: Mir ist es bisher selten passiert, dass ich nach den ersten Takten, bzw. eigentlich noch während des Intros, so von Gänsehaut übermannt wurde, dass ich mir die limited Vinyl Edition vorbestellen musste - hier war es absolut der Fall!
Besagtes Intro ist nicht wirklich aufwändig - es werden lediglich ein paar melancholisch anmutende Akkorde zum Besten gegeben, die allerdings gekonnt in kürzester Zeit die Atmosphäre vorstellen, die kurz darauf, wenn die gesamte Band zum Einsatz kommt, spezifiziert wird.

Die Melodien auf "Of Awakening" sind eher minimalistisch, jedoch absolut zielführend. In leichten Variationen werden sie repetitiv durch die verschiedenen Instrumente (von der Gitarre über den Bass zur Violine/Bratsche und wieder zurück) durchgereicht, sodass jeder Song für sich einen Spannungsbogen kreiert, der von der ersten bis zur letzten Sekunde unfassbar mitreißend und aufwühlend ist.

Dass das Quartett (inklusive Gastmusiker/in) durchweg sein Handwerk versteht, wird schnell klar. Seien es die grandiosen Gitarrensoli, die fast schon melodiösen Drums, die groovigen Bass-Licks, oder der gekonnte Wechsel zwischen cleanen und harschen Vocals. Alles sitzt auf den Punkt genau und harmoniert miteinander.

Auf einzelne Songs einzugehen würde dem Gesamtwerk nicht gerecht werden, daher versuche ich, mich allgemein zu halten. Schnelle Parts jagen langsame Segmente, melodiöse Passagen werden kurz darauf gnadenlos niedergeprügelt, fast schon doomige Teile werden von mächtigen, eingängigen Melodien abgelöst und die Arrangements könnten ausgeklügelter nicht sein. Dennoch wirkt bei all der Vielfalt nichts von all dem genannten aufgesetzt oder gar erzwungen. Jede Note sitzt einfach genau an der Stelle, an der sie zu sitzen hat.

Der Sound ist grandios auf dieser Scheibe. "Of Awakening" hat einen absolut fetten Sound, ohne dabei an Authentizität zu verlieren. Die Produktion wirkt nicht, als wäre sie auf die Musik aufgesetzt, sondern vielmehr unterstützt sie diese und gibt jedem Instrument, jedem Detail, den Freiraum, den es in diesem Moment benötigt oder verdient. Ebenso unterstützend wirkt das Artwork aus der Feder von Awinita Alm - es verbildlicht gleich auf den ersten Blick die düstere, jedoch mächtige Atmosphäre, die musikalisch auf diesem Werk umgesetzt wird.

Fazit:
Jeder, der in irgendeiner Weise mit harten, jedoch melodiösen Klängen etwas anfangen kann, wird bei "Of Awakening" von The Circle vollumfänglich auf seine Kosten kommen! Ein Meisterwerk ohne Durststrecken, fett produziert und gefühlvoll arrangiert. Selbst nach mehrmaligem Hören, lassen sich immer wieder neue Facetten entdecken. Dieses Album ist eine uneingeschränkte Kaufempfehlung!


Punkte: 10/10

Anspieltipp: alles

Tracklist:

01. Ruins, My Dying World
02. Of Awakening
03. Afflux
04. Reign Of The Black Sun
05. Ashes And Fading Time

Lineup:

Asim Searah - Vocals
Stanley Robertson - Guitars
Jaakko Nikko - Bass
Philipp Wende - Drums

Guest Musician:

Lisa Wende - Viola, Violin
Tim Charles - Violin

https://www.facebook.com/thecircle.metal

Autor: Sepp

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Band: Moon Coven (S)
Genre: Heavy / Psychedelic Rock
Label: Ripple Music
Album Titel: Sun King
Spielzeit: 46:09
VÖ: 25.08.2023

Moon Coven aus Schweden spielen Psychedelic Rock und bringen nach einigen Besetzungswechseln Ende August ihr 4. Album heraus. Als Einfluss gibt die Band u.a. Black Sabbath an, sodass ich auf das Werk gespannt war.

Selbiges startet mit dem gleich zu Beginn plazierten längsten Titel mit schweren Gitarren gut los. Recht heller und etwas in den Hintergrund gemischter Gesang hebt sich gut davon ab. Darüber ist in jedem Titel ein Hall gelegt. Das erweckt den Eindruck, als stehe der Sänger weit von den restlichen Musikern weg und rufe herüber. Dies sorgt gleichzeitig für ein Gefühl von Weite und Raum.

Die mit Gitarren, Bass und Schlagzeug klassisch besetzte Band erzeugt ein ganz schönes Soundgewitter. Hervorzuheben sind hier die Drums, welche Schlagzeuger Fredrik Dahlqvist durchweg mit geöffnetem Hi-Hat spielt. Das erzeugt einen schleppenden Sound, dem sich die Gitarren und die Vocals anpassen. Die Sechssaiter sind überwiegend tief gestimmt und erreichen nur in einigen Instrumentalpassagen höhere Tonlagen.

Letztere werden das Album über nicht variiert. Die durchaus gut zu den Songs passende Stimme singt alle Titel in derselben Tonlage. Dadurch wirken die Stücke leider teilweise etwas eintönig. Einzelne Instrumentalpassagen und massiv eingesetztes Gitarren-Feedback sorgen nur bedingt für Abwechslung.

Titel wie das Instrumental "Death Shine Light On Life", das mit unter 2 Minuten Spielzeit das kürzeste Stück auf dem Album ist, und "Behold The Serpent" wissen dagegen zu gefallen. Insbesondere letztgenannter Song, in dem die überwiegend tiefen Gitarren im Instrumentalteil in den Hintergrund treten, ist musikalisch interessant geraten. Von solchen Liedern hätte ich mir mehr gewünscht. Bands wie Black Sabbath klingen in den Stücken durch, wobei Moon Coven den Psychedelic-Ansatz mehr in den Vordergrund stellen. Von der Stimmung her klingen die Titel alle recht düster, was die Truppe auch so beabsichtigt hat.

Fazit:
So richtig überzeugt Moon Covens neues Werk nicht. Dafür wird zu wenig Abwechslung geboten. Die Songs sind keinesfalls schlecht, bleiben aber nicht hängen. Sie klingen, trotz aller Breaks und Instrumentalpassagen, einfach zu ähnlich. In den Instrumentalpassagen, die meist durch einen Break eingeleitet werden, zeigen sich die interessanten Ansätze des Albums. Hiervon wären mehr schön gewesen.

Punkte: 5,5/10

Anspieltipp: keine

Tracklist:

01. Wicked Words In Gold They Wrote
02. Seeing Stone
03. Sun King
04. Behold The Serpent
05. Below The Black Grow
06. The Yawning Wild
07. Death Shine Light On Life
08. The Lost Color
09. Guilded Apple

Lineup:

David Regn Leban - Vocals, Guitars
Axel Ganhammar - Guitars
Pontus Ekberg - Bass
Fredrik Dahlqvist - Drums

https://www.facebook.com/mooncoven

Autor: Udo

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Re: REVIEWS 2023 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Velvet Insane (S)
Genre: Glam Rock
Label: Wild Kingdom Records
Album Titel: High Heeled Monster
Spielzeit: 34:21
VÖ: 25.08.2023

Velvet Insane aus Schweden gründeten sich 2013 und veröffentlichten bislang 2 Alben und diverse Singles. Die Truppe hat sich dem Glam Rock zu seinen besten Zeiten in den 1970ern verschrieben und schon mit vielen bekannten Musikern zusammengearbeitet, etwa Jespér Binzer von der Gruppe DAD. Ende August erscheint Album Nr.3.
Als großer Fan von Glam Rock war ich sehr gespannt auf das Werk, für mich das erste der Band, die verspricht, einen mitten ins Jahr 1973 zurück zuversetzen.

Gleich zu Beginn dachte ich, die Truppe habe ihr Versprechen gebrochen. Erinnert nämlich der Auftakt des ersten Titels "Bamalama Breakout" an "Smokin' In The Boy's Room" von Brownsville Station aus dem Jahr 1972, das man am ehesten in der Cover-Version von Mötley Crüe kennt. Mit diesem Titel machen Velvet Insane aber auch gleich klar, dass sich die Musik an den großen Glam Rock Bands orientiert.

Die gut 34 Minuten Spielzeit verteilen sich auf 11 Titel, die damit alle recht kurz sind. Musikalisch wähnt man sich tatsächlich sofort in den 1970ern. Die Vorbilder wie The Sweet oder David Bowie, aber auch T-Rex, klingen deutlich durch. Die Truppe bietet klassischen Rock 'n' Roll mit Elementen des Glam Rocks.

Mit einem Boogie-Feeling, ein immer mal in die Songs eingebautes schnelles Piano, das Tempo eher höher als niedrig, kommt schnell Feier-Atmosphäre auf. Das Saxophon, das immer mal wieder sehr gekonnt eingesetzt wird, erinnert an Hanoi Rocks. Der kraftvolle, teils durch weitere Stimmen verstärkte Gesang setzt sich gut von der Musik ab, die aber ebenso gut zu hören ist. Die Produktion ist damit sehr ausgewogen. Eine Orgel sorgt für warme Klänge im einzigen langsamen Lied "Don't Let The Poor Boy Down".

Effekte werden ab und zu eingesetzt, etwa einmal eine gesprochene Passage, die an eine Sportreportage erinnert. Der Glam Rock wird auch textlich erwähnt, etwa in Textzeilen wie "I'd Better Run With The Diamond Dogs Tonight", das auf das gleichnamige Album David Bowies aus dem Jahr 1974 Bezug nimmt. Die Titel sind alle sehr melodiös gehalten, allerdings hat sich zumindest bei mir kein einziger so richtig im Gehör festgesetzt. Sie klingen dazu noch alle recht ähnlich, wobei keine 2 Titel genau gleich klingen.

Fazit:
Unter dem Strich hält die Band, was sie versprochen hat. Velvet Insane liefern mit ihrem neuen Werk ein Glam Rock Album im allerbesten Sinne ab, das tatsächlich so im Jahr 1973 hätte erscheinen können. Die ebenfalls durchklingenden Hanoi Rocks haben in den 1980ern denselben Ansatz verfolgt, ihn aber weiter ausgebaut. Das tun Velvet Insane nicht. Das geht in Ordnung, denn sie wollten ja ein Album in alter Glam Rock Tradition herausbringen. Wer diese Musik mag, ist hier gut aufgehoben.

Punkte: 6/10

Anspieltipp: keiner

Tracklist:

01. Bamalama Breakout
02. Boogie Star
03. Damage Control
04. Sweet As It Can Be
05. Don't Let The Poor Boy Down
06. Looking For A Rock (About To Roll)
07. Jemmy
08. Hardest Of Hearts
09. Runaway Bride
10. Act Together
11. Saturday Night Till' Sunday Morning

Lineup:

Jonas Eriksson - Vocals
Jesper Lindgren - Guitars
Ludwig Andesson - Bass

Guest Musician:

Dregen (Backyard Babies, Hellacopters),
Chips Kiesbye (Sator), Bonni Pontén (Asta Kask): Vocals on "Saturday Night Till' Sunday Morning"

https://www.facebook.com/velvetinsane

Autor: Udo

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Band: Velvet Insane (S)
Genre: Glam Rock
Label: Wild Kingdom Records
Album Titel: High Heeled Monster
Spielzeit: 34:21
VÖ: 25.08.2023

Velvet Insane aus Schweden gründeten sich 2013 und veröffentlichten bislang 2 Alben und diverse Singles. Die Truppe hat sich dem Glam Rock zu seinen besten Zeiten in den 1970ern verschrieben und schon mit vielen bekannten Musikern zusammengearbeitet, etwa Jespér Binzer von der Gruppe DAD. Ende August erscheint Album Nr.3.
Als großer Fan von Glam Rock war ich sehr gespannt auf das Werk, für mich das erste der Band, die verspricht, einen mitten ins Jahr 1973 zurück zuversetzen.

Gleich zu Beginn dachte ich, die Truppe habe ihr Versprechen gebrochen. Erinnert nämlich der Auftakt des ersten Titels "Bamalama Breakout" an "Smokin' In The Boy's Room" von Brownsville Station aus dem Jahr 1972, das man am ehesten in der Cover-Version von Mötley Crüe kennt. Mit diesem Titel machen Velvet Insane aber auch gleich klar, dass sich die Musik an den großen Glam Rock Bands orientiert.

Die gut 34 Minuten Spielzeit verteilen sich auf 11 Titel, die damit alle recht kurz sind. Musikalisch wähnt man sich tatsächlich sofort in den 1970ern. Die Vorbilder wie The Sweet oder David Bowie, aber auch T-Rex, klingen deutlich durch. Die Truppe bietet klassischen Rock 'n' Roll mit Elementen des Glam Rocks.

Mit einem Boogie-Feeling, ein immer mal in die Songs eingebautes schnelles Piano, das Tempo eher höher als niedrig, kommt schnell Feier-Atmosphäre auf. Das Saxophon, das immer mal wieder sehr gekonnt eingesetzt wird, erinnert an Hanoi Rocks. Der kraftvolle, teils durch weitere Stimmen verstärkte Gesang setzt sich gut von der Musik ab, die aber ebenso gut zu hören ist. Die Produktion ist damit sehr ausgewogen. Eine Orgel sorgt für warme Klänge im einzigen langsamen Lied "Don't Let The Poor Boy Down".

Effekte werden ab und zu eingesetzt, etwa einmal eine gesprochene Passage, die an eine Sportreportage erinnert. Der Glam Rock wird auch textlich erwähnt, etwa in Textzeilen wie "I'd Better Run With The Diamond Dogs Tonight", das auf das gleichnamige Album David Bowies aus dem Jahr 1974 Bezug nimmt. Die Titel sind alle sehr melodiös gehalten, allerdings hat sich zumindest bei mir kein einziger so richtig im Gehör festgesetzt. Sie klingen dazu noch alle recht ähnlich, wobei keine 2 Titel genau gleich klingen.

Fazit:
Unter dem Strich hält die Band, was sie versprochen hat. Velvet Insane liefern mit ihrem neuen Werk ein Glam Rock Album im allerbesten Sinne ab, das tatsächlich so im Jahr 1973 hätte erscheinen können. Die ebenfalls durchklingenden Hanoi Rocks haben in den 1980ern denselben Ansatz verfolgt, ihn aber weiter ausgebaut. Das tun Velvet Insane nicht. Das geht in Ordnung, denn sie wollten ja ein Album in alter Glam Rock Tradition herausbringen. Wer diese Musik mag, ist hier gut aufgehoben.

Punkte: 6/10

Anspieltipp: keiner

Tracklist:

01. Bamalama Breakout
02. Boogie Star
03. Damage Control
04. Sweet As It Can Be
05. Don't Let The Poor Boy Down
06. Looking For A Rock (About To Roll)
07. Jemmy
08. Hardest Of Hearts
09. Runaway Bride
10. Act Together
11. Saturday Night Till' Sunday Morning

Lineup:

Jonas Eriksson - Vocals
Jesper Lindgren - Guitars
Ludwig Andesson - Bass

Guest Musician:

Dregen (Backyard Babies, Hellacopters),
Chips Kiesbye (Sator), Bonni Pontén (Asta Kask): Vocals on "Saturday Night Till' Sunday Morning"

https://www.facebook.com/velvetinsane

Autor: Udo

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Band: Meurtrières (F)
Genre: Heavy Metal
Label: Gates Of Hell Records
Album Titel: Ronde De Nuit
Spielzeit: 34:08
VÖ: 25.08.2023

Das zweite Album der female-fronted Franzosen von Meurtrières wurde im metallischen Untergrund schon sehnsüchtig erwartet. Schlug doch schon die Debüt-EP von 2020 wie eine Bombe ein, so war die Hörerschaft inklusive meinerseits doch sehr gespannt. Der neue Silberling trägt den Titel "Ronde De Nuit" und wird ebenfalls über das Sublabel Gates Of Hell Records von Cruz del Sur Music erscheinen.

Nach einer kurzen Einleitung legt der erste Song auch gleich los. Die kräftige, klare Stimme von Fiona erklingt wie erwartet in Muttersprache durch die Boxen. Nicht selten driftet ihre Stimme auch in ganz hohe leicht kreischige Einsprengsel ab. Auch wenn ich kein Wort verstehe und nicht mal die Songtitel fehlerfrei aussprechen kann, so wirkt die Mucke dadurch doch auf eine gewisse Art faszinierend und authentisch. Das geht mir bei französischem Black Metal ähnlich und schreckt mich nicht ab.

Begleitet wird Fiona aber auch noch von sehr talentierten Mitmusikern. Die Gitarrenriffs und Melodien ergänzen perfekt die Gesangslinien und sind im traditionellen Klanggewand aufgenommen worden. Bass und Schießbude runden den episch-metallischen Reigen perfekt ab und sorgen für ordentlich Druck. Die packenden Songstrukturen gehen sofort ins Ohr und erzeugen eine mitreißende Atmosphäre.

Besonders lobenswert ist das Verhältnis von Instrumentierung und Gesang. Auch wenn die Stimme ein wenig über dem Gesamtbild steht, gehen die restlichen Feinheiten der anderen Mitmucker nicht unter. Viele Tempowechsel, eingebaute Soli und Breaks sorgen zu guter Letzt in den Songs auch immer für gute Abwechslung und Spannungsbögen.

Fazit:
Wer auf den Sound von Kapellen wie Smoulder, Chevalier oder Sortilege abfährt, sollte hier unbedingt mehr als nur ein Ohr riskieren und sich die Truppe mal genauer reinziehen. Sehr gelungener, traditioneller und episch angehauchter Schwermetall.

Punkte: 8/10

Anspieltipp: Rubicon, Alma Mater, La Revenante

Tracklist:

01. Rubicon
02. Aucun Homme, Aucun Dogme, Aucune Croix
03. Tempête & Naufrage
04. Ronde De Nuit
05. Alma Mater
06. Chevaleresses Du Chaos
07. La Revenante

Lineup:

Fiona - Vocals
Flo Spector - Guitars
Olivier - Guitars
Xavier - Bass
Thomas - Drums

https://meurtrieres.bandcamp.com

Autor: Blacky

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Band: Asphodelus (FIN)
Genre: Atmospheric Doom / Death Metal
Label: Hamerheart Records
Album Titel: Sculpting From Time
Spielzeit: 43:38
VÖ: 25.08.2023

Asphodelus lautet der Name eines finnischen Quartetts, welches sich bereits seit 2016 dem düsteren Metal verschrieben hat. Bereits das 2019er Debüt-Album hat gezeigt, dass bei Asphodelus die Freunde des Melodeaths der 90er Jahre mit Einflüssen der Grundzüge des Gothic Metals voll auf ihre Kosten kommen.

Vier Jahre nach dem Debüt ertönen nun in mitreißender Manier die schleppenden Riffs des Openers "Waterside" aus den Boxen, um das Zweitwerk "Sculpting From Time" einzuleiten. Vor allem der Frontmann Filippu sticht hierbei mit seinen vielseitigen harschen Vocals heraus, die mal hoffnungslos kreischend, mal aggressiv stampfend die Melodien der Saitenfraktion ergänzen.

Abwechslung wird auf "Sculpting From Time" groß geschrieben. Wo gerade noch mächtige Riffs geprügelt werden, ertönen kurz darauf melancholische Melodien und wo gerade noch aggressiv gekeift wird, wird plötzlich säuselnd clean zu akustischen Gitarrenklängen geträllert. Und hier sind wir auch schon bei dem größten Problem dieser Scheibe. Der Klargesang, der ja oftmals gut gemeint ist, stellt sich leider als absolut nervtötend heraus. Nicht nur, dass der Hauptgesang in sich schon nicht stimmig ist und so gut wie keinen Ton trifft, sondern auch die Tatsache, dass die Harmonien, die zu singen versucht werden, oftmals überhaupt nicht zum von der restlichen Band dargebotenen Akkord passen, macht einige Songpassagen so gut wie unhörbar.
Wer nun nach "Fallen Dreamer" noch hofft, dass es sich hierbei um einen einzelnen Ausrutscher handelt, wird spätestens bei "World Of Hollow" bitter enttäuscht sein und beim Zwischenspiel "The Moon In Pisces", wo auch noch weiblicher Gesang dahingeträllert wird, dann völlig die Hoffnung aufgegeben haben. Kein ruhigerer Part kann mehr wirklich genossen werden, weil man ständig befürchten muss, dass der Song jede Sekunde von weiteren cleanen Dissonanzen zerstört wird.

Bei all der Ärgernis über den Klargesang sollte jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass an der einen oder anderen Stelle wundervolle Momente mit großartigen Melodien geschaffen werden (man nehme nur den Zwischenteil und den Schluss von "Life Painted Vermilion"). Auch "World Of Hollow" ist eigentlich ein bockstarker Song, der gekonnt mit Takt- und Tempowechseln spielt aber einerseits durch die bereits erwähnten cleanen Vocals, wie auch dem irgendwie unpassenden Gitarrensolo, in dem irgendwelche Licks wahllos aneinandergereiht wurden, einen absolut unfertigen Eindruck hinterlässt.

Die Produktion auf "Sculpting From Time" ist minimalistisch und rau, was den 90er-Touch gekonnt untermalt. Es ist nicht jedes Solo zu 100 Prozent richtig gespielt, jedoch wirkt alles durchweg authentisch und ist auch klar verständlich. Eine fettere Produktion wäre der Atmosphäre nicht dienlich gewesen.

Fazit:
"Sculpting From Time" ist ein Album, welches sich leider nicht wirklich vom Durchschnitt heraushebt. Vereinzelt lassen sich zwar große Momente finden, jedoch bleiben selbst diese nicht wirklich hängen. Vielmehr hinterlässt das Album das Gefühl, eine Scheibe zu sein, die irgendwie noch nicht fertig ist und die besser auf den Klargesang verzichtet hätte.

Punkte: 6/10

Anspieltipp: Life Painted Vermilion

Tracklist:

01. Waterside
02. Fallen Dreamer
03. Life Painted Vermilion
04. Monuments Of Deception
05. World Of Hollow
06. Where Sirens Wept
07. The Moon In Pisces
08. Sculpting The Time

Lineup:

Jari Filppu - Vocals, Guitars, Bass
Jussi Väyrynen - Guitars, Bass
Jonas Rantala - Bass
Ilkka Narinen - Drums

https://www.facebook.com/Asphodelusofficial

Autor: Sepp

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Band: Breforth (D)
Genre: Heavy Metal
Label: Metalapolis Records
Album Titel: Metal In My Heart
Spielzeit: 39:23
VÖ: 25.08.2023

Jürgen Breforth ist mir bekannter als ich selbst glaubte, denn man merkt sich ja nicht jeden Namen der Klampfer da draußen. Der Mann ist mir nicht nur durch die Truppe Mad Max ein Begriff, viel eher habe ich eine Bindung zu seiner Arbeit mit der deutschsprachigen Band Tanner, denn mit ihnen gelang es ihm, melodischen Heavy Metal mit Hard Rock zu vermischen und ohne peinlich zu werden auf Deutsch zu singen. Dementsprechend hoch war meine Erwartung an das erste Solowerk des Mannes, welches nun vorliegt und mich schier überrollt hat.

Dies liegt, neben dem tollen Saitenfeuer Breforths vor allem an der unfassbar geilen Stimme von Frontmann Peter Lenzschau. Seine Stimme klingt wie eine Mixtur aus Lothar Antoni von Trance(mission), Mark Tornillo von Accept, Randy Mikelsen von Damien und beizeiten erinnern seine Shouts gar an die raueren Keifereien eines Sebastian Bach. Dadurch machte mir das Anhören der 10 durch die Bank weg knackigen und saumäßig eingängigen Heavy Metal Nummern, die meist im Mid-Tempo angelegt sind, direkt dreimal so viel Spaß.

Auf produktionstechnischer Seite kann ich auch nicht Meckern, denn auch der Sound kann sich locker mit Alben wie dem letzten Werk der bereits erwähnten Band Trance(mission), die auch musikalisch als stilistischer Vergleich gut passt, messen. Vermischt mit vielen anderen Einflüssen, die mal mehr, mal weniger spürbar sind. Ganz klar scheint zum Beispiel der Einfluss der legendären Accept im Titel "Digging in the Dirt" durch, wenn plötzlich mehrstimmige Choräle ein mächtiges "Oooohh" zu eingängiger Melodik zum besten geben. Ebenso geht es im Titeltrack zur Sache, bei dem sogar der Refrain sehr nach dem Accept Klassiker "Metal Heart" klingt. Da freut sich mein altes "Metalheart" direkt nochmals. Auf die Spitze treiben es die Junge aber, wenn man in "Social Suicide" einfach mal direkt den "Ooohhh" Chor aus Accepts "Balls To The Wall" eins zu eins klaut, und passend einbindet.
Viele würden sich hier angewidert abwenden, doch ich liebe genau diese unverholene Art der Verneigung vor den eigenen Einflüssen.

Nicht weniger hymnisch geht es in einer der vier Videoauskopplungen "Rest in Peace" zu Werke, wenn ein Abgesang auf die alten Helden wie Dio und Co. vorgetragen wird. Als Kontrast überrascht dann der Titel "Wheel of Fortune" mit nahezu Manowar-esker Epik, wenn akustische Gitarren, kraftvoller Gesang und episch/symphonische Keyboards mit erneut melodischen "Oooohhh" Chören verbunden werden, dann gibt's Putenpelle in reinster Form und ich möchte die arschfreie Lederhose aus dem Schrank holen.

Natürlich darf auch gerockt werden. So gibt es mit Titeln wie dem erwähnten "Rest in Peace" auch den straighten "Danger", zu dem man die Faust recken darf, oder den von Maidens Frühwerken beeinflussten Titel "Night Train To Paris", der auch Freunde rumpliger Klänge abholen sollte, genug Drive auf die Mütze. Im Rausschmeißer "I Need More Rock 'n' Roll" sind wir dann bei einer knackigen Mischung aus den besten Zeiten der Scorpions und Classic Rock Hammond Klängen. Partytauglicher könnte das Album kaum enden.

Fazit:
Es erfreut mich immer wieder zu hören, dass der gute alte Teutonenstahl klassischer Ausrichtung weiter befeuert und mit solchen Alben am Leben gehalten wird. Das Debüt von Breforth macht für mich alles richtig, sogar das Timing der Songs, mit dem Wechsel zwischen stampfenden Faustreckern, einigen Rockern und der Ballade punktgenau in der Mitte, sitzt wie die Faust aufs Auge des geneigten Heavy Metal Traditionalisten. Dazu das gewisse, absolut unverblümte, Augenzwinkern in Richtung der Vorbilder; so macht man es meiner Ansicht nach richtig. All Killer No Filler ist hier oberstes Gebot. Die Scheibe soll spürbar Spaß machen, und bei den Göttern des Metals, das macht sie auch! Da kann ich nur die Topwertung draufhämmern!

Punkte: 10/10

Anspieltipp: alles

Tracklist:

01. Reset My Sanity
02. Digging In The Dirt
03. Dynamite
04. Rest In Peace
05. Wheel Of Fortune
06. Danger
07. Metal In My Heart
08. Social Suicide
09. Night Train To Paris
10. Need More Rock 'n' Roll

Lineup:

Peter Lenzschau - Vocals
Jürgen Breforth - Guitars
Erik Blumenthal - Guitars
Jens Lükermann - Bass
Arne Fleischhut - Drums

https://www.facebook.com/BreforthBand

Autor: Slaine

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Re: REVIEWS 2023 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Airstrike (D)
Genre: Classic Hard Rock
Label: Nauntown Music
Album Titel: Red Born Reborn
Spielzeit: 42:24
VÖ: 01.09.2023

Classic Rock aus Nordhessen kommt einem auch nicht jeden Tag unter. Aber genau das bekommt man mit dem Debütalbum der bereits 2017 gegründeten Band in modernem, knackigen Soundgewand geboten.

Nach kurzem Intro gibt es mit dem soliden Opener "One in a Million" einen Titel auf die Ohren, der mit aktuellen Fahrwasserkollegen wie Greta Van Fleet, Reef oder Goodbye June knapp mithalten kann. Dann folgt der stärkere, angenehm eingängige Retro-Stampfer "Rollin'", der meine Erwartungshaltung noch steigert. Der Gitarrensound klingt am ehesten nach einer Mischung alter Guns n' Roses zu Glanzzeiten und den erwähnten Greta van Fleet. Die spielerisch sauber umgesetzten Soloeinlagen ergänzen das Ganze dann auch sehr gut. Die Roses sind auch gesanglich der passendste Vergleich, so war Frontmann Julio Noriega immerhin mit dem Klassiker "November Rain" in der Castingshow "Voice of Germany" vertreten.

Doch man soll nie den Tag vor dem Abend loben. So gibt es auch durchaus schwächere Momente zu verzeichnen. In dem Song "Tutankamun" klaut man sich eine Nummer aus Sweet Child O'Mine und The Who zusammen, vergisst dabei aber leider Herzblut und Eigenständigkeit. Mit "Beyond The Way" versucht man sich dann an einer Powerballade, die hinten raus etwas hymnischer wird, liefert aber leider kaum memorable Hooks oder Melodien.

Etwas besser gefielen mir dann Nummern wie der Wah-Wah Rocker "Really Liked You" für die Schlaghosenfraktion, der schnelle Rocker "Love Me Break" und der langsame Westernsong "On My Feet", der sich tatsächlich ganz gut auf einer der "Use your Illusion" Scheiben der Vorbild-Pistoleros gemacht hätte. Umgehauen im sprichwörtlichen Sinne hat mich aber leider keine der hier aufgezählten Nummern.

Fazit:
Rein handwerklich wird hier ordentliche Kost geboten. Die Produktion ist saftig, die Riffs rocken und gesanglich kann man auch nicht Meckern. Dennoch fällt alles leider in die Kategorie "schon tausendfach gehört" und irgendwie will der Funke nicht überspringen. Es fehlt ein eigener Charakter, das Wiedererkennungsmerkmal und eine gewisse Eigenständigkeit. Daher laufen Airstrike ihren aktuellen eingangs erwähnten Kollegen in Richtung Ziellinie leider mit einigem Abstand hinterher. Da ist noch Luft nach oben.

Punkte: 6/10

Anspieltipp: Rollin', Really Liked You, On My Feet

Tracklist:

01. Intro
02. One In A Million
03. Rollin'
04. Tutankhamun
05. Beyond The Way
06. Really Liked You
07. Love Me Break
08. On My Feet
09. Crazy Side
10. I Wanna Rock

Lineup:

Julio - Vocals
Michi - Guitars, Vocals
Flo - Bass, Vocals
Johnny - Drums

https://www.facebook.com/air.strike.rock
https://www.airstrike-band.com

Autor: Slaine

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Re: REVIEWS 2023 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Grey Attack (D)
Genre: Hard Rock
Label: Metalapolis Records
Album Titel: Afterworld
Spielzeit: 46:57
VÖ: 01.09.2023

Grey Attack aus Aachen gründeten sich vor 10 Jahren und benannten sich nach ihrem Sänger Grey Charlez. 2014 und 2018 erschienen Alben Nr. 1 und Nr. 2. Album Nr.3 "Afterworld", zunächst 2022 von der Band rein digital selbst veröffentlicht, erscheint nun auf CD via Metalapolis.

Los geht es mit einem reinen Instrumentalstück, das sphärisch klingt und in den Titeltrack des Albums übergeht, der gleichzeitig sphärisch und heavy klingt. Damit hat die Truppe gleich zu Beginn des neuen Werks gezeigt, wohin die Reise geht. Geboten wird nämlich eine Mischung aus mit meist tiefen Gitarren gespieltem Heavy Rock und Songs mit dem besagten sphärischen Einschlag.

Der kehlige, tiefe Gesang von Sänger Grey Charlez passt gut dazu. Er ändert die Tonlage ab und zu und sorgt so für Abwechslung. Bei "The End" erreicht die Stimme sogar einen klagenden Ton. Die Titel sind häufig schleppend gespielt, was nicht ganz so gut zieht. Songs wie "Simple Life" und "Last Dance" kommen flotter daher und bleiben mit ihrem melodischen Ansatz somit besser im Gehör hängen. Bei anderen Titeln ist das nicht der Fall, was an den Breaks liegt, die den Flow zu häufig unterbrechen. Das ist schade, denn der verfolgte Ansatz der Band ist eigentlich gut.

Die Songs starten häufig mit einem kurzen sphärischen Teil und entwickeln sich dann zu einem Heavy Rocker. An manchen Titeln wird dann noch ein kurzes, sphärischen Outro angehängt. Wegen der besagten Breaks ziehen sich die Titel leider teilweise etwas. Das ist schade, denn die Band wummert richtig schön los und es gibt auch das eine oder andere Gitarrensolo. Die Produktion hat für einen, zwischen Gesang einerseits und Musik andererseits, ausgewogenen Klang gesorgt. Lediglich die Drums hätte ich mir etwas mehr in den Vordergrund gewünscht. Auch klingen sie etwas dumpf.

Im vorletzten Titel "Let's Love This Life" kommt eine akustische Gitarre zum Einsatz, die super zum Song passt und eine echte Überraschung darstellt. Mit dem als Outro genutzten "Fade To Grey" hat man anscheinend einen Auszug aus dem 1980er-Synthesizer Hit durch den akustischen Fleischwolf gedreht. Stattdessen hätte ein Outro wie das als Einstieg genutzte Instrumental besser gepasst.

Fazit:
Ich habe ein paar Versuche gebraucht, bis ich zu "Afterworld" Zugang gefunden habe. Die schnelleren Songs gefallen mehr als die Schleppenden. Der von der Band verfolgte Ansatz ist gelungen. Die Breaks ziehen die Songs etwas, das hätte mir manchmal etwas gestrafft besser gefallen. Mit Grey Charlez hat die Truppe einen tollen Sänger, der für zusätzliche Stimmung sorgt. Ein paar mehr Titel wie "Simple Life" wären schön gewesen, aber auch so ist "Afterworld" gelungen.

Punkte: 6,5/10

Anspieltipp: Simple Life, My Last Dance

Tracklist:

01. Into The Light
02. Afterworld
03. Simple Life
04. My Last Dance
05. Change Your Mind
06. Lost
07. Where I Belong
08. The End
09. I Still Can Flay
10. Let's Love This Life
11. Fade To Grey

Lineup:

Charlez Grey - Vocals, Guitars
Wulff Maahn - Guitars
Frank Le Gov - Bass
JFK - Drums

https://www.facebook.com/people/GreyAtt ... 0392393963
https://www.greyattack.de

Autor: Udo

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Re: REVIEWS 2023 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Dantalion (E)
Genre: Atmospheric Black Metal
Label: Non Serviam Records
Album Titel: Fatum
Spielzeit: 39:09
VÖ: 08.09.2023

"Fatum" - so lautet der neunte Langspieler des spanischen Quintetts Dantalion, welches bereits seit fast zwei Dekaden depressiven, atmosphärischen Black Metal kredenzt und sich nach den vergangenen Scheiben durchweg positiver Resonanz erfreuen durfte. Zwei Jahre sind seit dem Vorgängeralbum vergangen und die Vorfreude entsprechend groß, wieder durch die melancholischen Sümpfe Dantalions zu waten.

Ohne großes Vorgeplänkel geht es dann auch direkt los und Dantalion zeigen, was sie ausmacht: Getragene Melodien, aufwühlende Rhythmen und krächzender, verzweifelt-hasserfüllter Gesang. Auch der erste Gänsehautmoment lässt nicht lange auf sich warten. Bereits der zweite Track ("Abyss Eating Serpent") geht mit seinem aufwühlenden Gesang im Mittelteil, nach einem kurzen aber intensiven Break, schmerzhaft unter die Haut. Der Song ist nicht schön - er tut einfach nur weh. Und genau das soll er auch! Sanguinist wechselt hier so gekonnt zwischen krächzenden Growls und weinerlichen cleaneren Passagen, wie es im Lehrbuch steht.
Wenn man dann denkt, den emotionalen Tiefpunkt (und den musikalischen Höhepunkt) erreicht zu haben, wird im darauffolgenden Qayin Dominor Tumulus erst so richtig hoffnungslos in der tiefsten Verzweiflung herumgematscht.

Nicht nur die durchweg depressive Stimmung, sondern auch das musikalische Niveau wird durchweg aufrechterhalten. Die ausgeklügelten Arrangements (man beachte die unvorhersehbaren, jedoch keineswegs unpassenden Akkordwechsel von "Novena Wake Begins"), wie auch das über die gesamte Spieldauer perfekt umgesetzte Zusammenspiel der einzelnen Instrumentalisten zeigen deutlich, dass Dantalion nicht umsonst schon seit fast 20 Jahren erfolgreich im Business sind.

Einen Punkt Abzug gibt es leider für das unnötige Zwischenspiel "Mortuary Song", welches komplett unpassend eingeschoben wurde, ohne dass es irgendwelche Motive des vorangehenden Titels aufgreift, oder irgendwie den nächsten Track einleitet. Vielmehr wirkt es absolut erzwungen und wird sogar mit einem Fade-Out beendet. Drei unnötige Minuten, die die Atmosphäre kurzzeitig unterbrechen. Allerdings ist dieser Minuspunkt mit den darauffolgenden Titeln auch gleich wieder vergessen, denn spätestens der das Album beendende Epos "Sounds Of Bells And Open Scissors" treibt dann wieder die Faust in die Luft, um mit Pipi im Auge enthusiastisch mitzubrüllen.

Fazit:
Normalerweise mache ich mir beim ersten Hören schon Notizen, welche Titel sich als Anspieltipps eignen könnten. Allerdings ist mir bei diesem Album bereits bei Titel Nummer 4 die Kapazität ausgegangen, da es unmöglich ist, sich auf drei Highlights zu beschränken. "Fatum" ist kein schönes Album, es macht absolut keinen Spaß beim Hören, aber es ist pure Emotion! Wer lebensbejahende Musik sucht, sollte hier definitiv die Finger von lassen. Wer sich allerdings auch auf depressive Musik einlassen kann, wird bei diesem Album vollumfänglich auf seine Kosten kommen.

Punkte: 9/10

Anspieltipp: alles

Tracklist:

01. Great Funeral Of Dawn
02. Abyss Eating Serpent
03. Qayin Dominor Tumulus
04. Novena Wake Begins
05. Hades Visions
06. Exu King Of Souls Omulu
07. Mortuary Song
08. Sounds Of Bells And Open Scissors

Lineup:

Sanguinist - Vocals
Vorgh - Guitars
Netzja - Guitars
NatnoF - Bass
Naemoth - Drums

https://www.facebook.com/dantalion.metalband

Autor: Sepp

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Band: Dantalion (E)
Genre: Atmospheric Black Metal
Label: Non Serviam Records
Album Titel: Fatum
Spielzeit: 39:09
VÖ: 08.09.2023

"Fatum" - so lautet der neunte Langspieler des spanischen Quintetts Dantalion, welches bereits seit fast zwei Dekaden depressiven, atmosphärischen Black Metal kredenzt und sich nach den vergangenen Scheiben durchweg positiver Resonanz erfreuen durfte. Zwei Jahre sind seit dem Vorgängeralbum vergangen und die Vorfreude entsprechend groß, wieder durch die melancholischen Sümpfe Dantalions zu waten.

Ohne großes Vorgeplänkel geht es dann auch direkt los und Dantalion zeigen, was sie ausmacht: Getragene Melodien, aufwühlende Rhythmen und krächzender, verzweifelt-hasserfüllter Gesang. Auch der erste Gänsehautmoment lässt nicht lange auf sich warten. Bereits der zweite Track ("Abyss Eating Serpent") geht mit seinem aufwühlenden Gesang im Mittelteil, nach einem kurzen aber intensiven Break, schmerzhaft unter die Haut. Der Song ist nicht schön - er tut einfach nur weh. Und genau das soll er auch! Sanguinist wechselt hier so gekonnt zwischen krächzenden Growls und weinerlichen cleaneren Passagen, wie es im Lehrbuch steht.
Wenn man dann denkt, den emotionalen Tiefpunkt (und den musikalischen Höhepunkt) erreicht zu haben, wird im darauffolgenden Qayin Dominor Tumulus erst so richtig hoffnungslos in der tiefsten Verzweiflung herumgematscht.

Nicht nur die durchweg depressive Stimmung, sondern auch das musikalische Niveau wird durchweg aufrechterhalten. Die ausgeklügelten Arrangements (man beachte die unvorhersehbaren, jedoch keineswegs unpassenden Akkordwechsel von "Novena Wake Begins"), wie auch das über die gesamte Spieldauer perfekt umgesetzte Zusammenspiel der einzelnen Instrumentalisten zeigen deutlich, dass Dantalion nicht umsonst schon seit fast 20 Jahren erfolgreich im Business sind.

Einen Punkt Abzug gibt es leider für das unnötige Zwischenspiel "Mortuary Song", welches komplett unpassend eingeschoben wurde, ohne dass es irgendwelche Motive des vorangehenden Titels aufgreift, oder irgendwie den nächsten Track einleitet. Vielmehr wirkt es absolut erzwungen und wird sogar mit einem Fade-Out beendet. Drei unnötige Minuten, die die Atmosphäre kurzzeitig unterbrechen. Allerdings ist dieser Minuspunkt mit den darauffolgenden Titeln auch gleich wieder vergessen, denn spätestens der das Album beendende Epos "Sounds Of Bells And Open Scissors" treibt dann wieder die Faust in die Luft, um mit Pipi im Auge enthusiastisch mitzubrüllen.

Fazit:
Normalerweise mache ich mir beim ersten Hören schon Notizen, welche Titel sich als Anspieltipps eignen könnten. Allerdings ist mir bei diesem Album bereits bei Titel Nummer 4 die Kapazität ausgegangen, da es unmöglich ist, sich auf drei Highlights zu beschränken. "Fatum" ist kein schönes Album, es macht absolut keinen Spaß beim Hören, aber es ist pure Emotion! Wer lebensbejahende Musik sucht, sollte hier definitiv die Finger von lassen. Wer sich allerdings auch auf depressive Musik einlassen kann, wird bei diesem Album vollumfänglich auf seine Kosten kommen.

Punkte: 9/10

Anspieltipp: alles

Tracklist:

01. Great Funeral Of Dawn
02. Abyss Eating Serpent
03. Qayin Dominor Tumulus
04. Novena Wake Begins
05. Hades Visions
06. Exu King Of Souls Omulu
07. Mortuary Song
08. Sounds Of Bells And Open Scissors

Lineup:

Sanguinist - Vocals
Vorgh - Guitars
Netzja - Guitars
NatnoF - Bass
Naemoth - Drums

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Autor: Sepp

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Band: Valravn (Fin)
Genre: Black Metal
Label: Primitive Reaction
Album Titel: The Awakening
Spielzeit: 43:46
VÖ: 08.09.2023

Die Finnen Valravn gründeten sich 2016 und haben sich bereits 2020 mit ihrem Debüt "Prey", zumindest in der erweiterten lokalen Black Metal Szene, einen Namen gemacht. Schon dieses erste Lebenszeichen zeigte das Potential der Band. Nun folgt, knapp 3 Jahre später, mit "The Awakening" der Nachfolger, dessen Titel man nicht auf die Band beziehen sollte, denn erwacht sind die Jungs schon längst.

Manchmal denke ich bei der Vielzahl an Bands, die ja in fast jedem Genre wie Pilze aus den Boden schießen, "Was soll da noch kommen und vor allem, etwas, was man noch nicht kennt?". Valravn zeigen mir dann jedoch, dass man gar nicht immer etwas neues an den Start bringen muss, um zu überzeugen. Die Band "wildert" nämlich in der Tradition des finnischen Black Metals und versucht es auch gar nicht zu verstecken.

So gibt es frostig kalte Melodien, aber auch monotone Parts, welche auch schon mal eine Art "Klangtuch" über den Song legen. Knarzige Black Metal Riffs, welche sägend durch den Song ziehen und hin und wieder auch mal einen Hauch von Death Metal aufkommen lassen. Die Schießbude kommt mal als einfacher Taktgeber daher, kann aber auch mal für einen gewissen Groove sorgen, amtliche Black Metal Salven abfeuern oder ordentlich scheppern. Der Bass wird songdienlich sparsam eingesetzt, ohne jedoch unterzugehen. Der fast 3 Minuten lange Instrumentalpart zu Beginn von "The Insolent" zeigt schön, wie geschickt die Instrumente eingebunden werden. Auch wenn die Songs auf dem Album alle auf einem sehr ähnlich hohem Level anzusiedeln sind, so kann ich dieses Stück durchaus als Referenz für's Album nennen.

Wenn sich Songs von ihrer Struktur her so ähneln wie hier, schaffen es die Bands nicht immer, genügend Abwechslung zu erzeugen, was Valravn aber auf "The Awakening" bestens glückt. Dies liegt nicht nur an den Tempowechseln, welche auch schon mal in Doom-mäßige Gefilde herabsinken ("A Symphony Of Horror"), oder durch die Vocals, welche sich zwischen Black-metallischer Kehligkeit und Death Grolws bewegen. Auch das eine oder andere Solo sorgt dafür oder eben einfach ein "Haken" oder eine "Öse", die in die Songstruktur eingebaut wurden. Einen halben Punkt der Wertung gibt es allein für die hin und wieder auftretende flirrende Gitarre. Wer meine Reviews regelmäßig liest, weiß wie ich das liebe. Mit dem vor Kraft strotzenden "Charge Of The Last Cavalry" schließen Valravn das Album perfekt ab und zeigen nochmal eindrucksvoll, welches Potential in ihnen steckt.

Das Album ist nicht nur im traditionellen Finnischen Black Metal verwurzelt, sondern hat auch einen ebensolchen Sound. Roh und rau kommt das Ganze durch die Anlage, klingt aber in keiner Sekunde nach Garage, Proberaum oder gar auf Alt getrimmt. Der Sound ist eher natürlich und hat schon fast analogen Charme. Absolut passend gemixt und produziert.

Fazit:
Um auf die obige Bemerkung zurückzukommen; wenn dieses Album Valravns Erwachen ist, dann möchte ich nicht wissen, was passiert, wenn sie wach sind!? "The Awakenig" ist jedenfalls ein kraftvoller Black Metal Batzen, welcher mit frostigen Melodien und traditionellem rohen Black Metal überzeugen kann. Mal wirft er dich ins Feuer und lässt dich brennen, dann wieder lässt er dich fragend zurück oder zieht dich in einen Strudel aus Melancholie. Auch verstehen es die Finnen gleichermaßen, einen raumfüllenden Sound zu erschaffen, welcher aber auch immer wieder dazu neigt, den Hörer zu umarmen und einzuengen, um ihn dann genau im richtigen Moment wieder loszulassen. Valravn beweisen eindrucksvoll, das man ein Genre nicht neu erfinden muss, um den geneigten Fan zu beeindrucken. Davon mehr bitte!

Punkte: 9/10

Anspieltipp: alles

Tracklist:

01. The Black Flame
02. Kehän Murtama
03. Liekki Tiemme Valaisee
04. The Great Deceit
05. The Insolent
06. Sisyphean Torment
07. A Symphony Of Horror
08. Charge Of The Last Cavalry

Lineup:

Alarik - Vocals, Guitars, Bass
B. Carey - Guitars
A. Olkkola - Guitars
T. Sipola - Drums

https://www.facebook.com/ValravnFin

Autor: Thomas

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Band: Tideless (USA)
Genre: Death Metal / Doom Shoegaze
Label: Chaos Records
Album Titel: Eye Of Water
Spielzeit: 74:56
VÖ: 15.09.2023

Tideless ist ein kalifornisches Quintett, welches sich den düsteren, getragenen und atmosphärischen Klängen des Metals verschrieben hat und mit "Eye Of Water", zwei Jahre nach ihrem Debüt, einen neuen Langspieler (die Betonung liegt hier auf "lang") präsentieren.

Was genau sich hinter den Koordinaten verbirgt, die sich hinter dem Titel des Openers verstecken, erschließt sich mir nicht ganz, zumal es eher schwierig sein dürfte, im mexikanischen Festland zu ertrinken. Allerdings wird durch ein kurzes Intro eine wundervolle Atmosphäre aufgebaut, die fast unbemerkt in Musik übergeht. Irgendwie schaffen es Tideless bereits nach wenigen Takten, die Uhren etwas langsamer ticken zu lassen und die überwältigende Schönheit ebenso wie die unentdeckten Gefahren der unterseeischen Welten vor dem inneren Auge aufleben zu lassen.

Selbst wenn die Komposition des Openers recht simpel und repetitiv gehalten ist, wird man von dem Track doch so in den Bann gezogen, dass es selbst nach 6 Minuten gar nicht auffällt, dass es sich dabei um ein reines Instrumental handelt. Vielmehr wirkt der Song wie ein Strudel, der den Hörer in die Tiefen dessen saugt, was in der darauffolgenden guten Stunde passiert.

Während es mit "Fields At Dawn" dann zunächst erst ruhig und melancholisch losgeht, zeigen Tideless mit "Oblations For The Sun", dass sie durchaus auch andere Seiten aufziehen können. Hier ist dann erst mal nichts mehr mit verträumten Melodien; es wird eindrucksvoll nach vorne geprügelt, dissonante Riffs von Blastbeats untermauert und auch der Gesang packt tief in die Death Metal Kiste, bevor dann mächtige Melodien die bösen, dunklen Seiten der beschriebenen Welten aufzeigen.

Die mystisch-düstere Atmosphäre wird durchweg gekonnt aufrechterhalten und der Spannungsbogen zwischen den cleanen, ruhigen Parts und den fast schon exzessiven Ausbrüchen oftmals bis ins Unermessliche gespannt, nur um kurz darauf in einer wunderschönen Melodie zu gipfeln. Das beste Beispiel hierfür ist der zwanzigminütige Epos "Lush.Serene.Dissolved", der im letzten Drittel nach einem mitreißenden Aufbau in einem emotionalen Ausbruch mündet, der Seinesgleichen sucht.

Musikalisch wie auch kompositorisch lassen sich die fünf Kalifornier nichts vormachen. Ob langsame, getragene Melodien, schnelle, virtuose Soli oder atmosphärische Sounds; alles scheint zu jeder Zeit auf den Punkt gebracht. Die Arrangements sind so fesselnd, dass sich selbst bei einer Spielzeit von knapp 75 Minuten so gut wie nie Eintönigkeit oder Langatmigkeit breitmachen. Die Produktion ist fett und auch die Sounds, die die Atmosphäre untermalen, schmiegen sich wundervoll in das Gesamtgefüge ein, ohne dass es den Anschein macht, überladen zu klingen.

Fazit:
"Eye Of Water" ist ein grandioses Album, das trotz seiner enormen Spielzeit durchweg mitreißend ist und eine unfassbar düstere Atmosphäre kreiert, die von der ersten bis zur letzten Minute absolut packend ist. Hin und wieder fühlt man sich an die härteren Seiten von Ahab erinnert, jedoch hat man zu keiner Sekunde das Gefühl, hier einen billigen Abklatsch anderer Genrevertreter vor sich liegen zu haben.

Punkte: 9/10

Anspieltipp: alles

Tracklist:

01. Drowning (19° 40' 49'' N, 99° 0' 36'' W)
02. Fields At Dawn
03. Oblations For The Sun
04. Laurel Of Victory
05. Lush.Serene.Dissolved

Lineup:

Kyle Armendariz - Vocals, Drums
Carlos Gaitan - Guitars
Aaron Clarke - Guitars
Javier Monreal - Bass, Synthesizers, Keyboards
Diego Gonzalez - Backup and Live Vocals

https://www.facebook.com/tidelessdoom

Autor: Sepp

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Band: Hands Of Orlac (I/S)
Genre: Doom Metal
Label: Terror From Hell Records
Album Titel: Hebetudo Mentis
Spielzeit: 56:30
VÖ: 18.09.2023

Heute in Schweden zuhause, haben sich die Italiener Hands Of Orlac 2009 in Rom gegründet und frönen seitdem dem italienischen Dark Sound in Form von Doom Metal. Diesen rein als Doom zu bezeichnen, ist aber nicht ausreichend, denn das alles hier wird mit vielen progressiven Songstrukturen und psychelischen Einschüben dargeboten.

Das dritte Hands Of Orlac-Album "Hebetudo Mentis" (dt. Schwindel des Geistes) wartet mit 7 Songs auf, welche das Okkulte und das Unfassbare behandeln und bietet dabei handwerklich gut gemachte Musik in der bereits beschriebenen Form. Auch wenn alle Nummern unterschiedlich gestaltet sind, so lassen sie doch alle ein ähnliches Schema erkennen. Dies lässt das Album zwar nicht wirklich langweilig werden, auch nicht durch hin und wieder Einzug haltende Monotonie, aber so wirklich kurzweilig ist das Ganze auch nicht.

Wie gesagt, das Handwerk an den Instrumenten versteht man ziemlich gut. Besonders die doomigen Riffs, der Bass und die progressiven Melodien wissen zu überzeugen. Auch das Solo und die Akustikgitarre im Album-Abschluss "Ex Officio Domini (The Executioner of Rome)" setzen nochmal einen feinen Akzent.

Das auf ein Trio geschrumpfte Gespann scheint hier allerdings programmierte Drums zu verwenden, denn den Drummer gibt es nicht mehr und einen neuen oder einen für die Album-Session konnte ich nicht ausfindig machen. Flöte und Keys werden dezent, aber hörbar eingesetzt und sind songdienlich, was sie nicht entbehrlich macht.

Ich will Band-Gründerin, Flötistin und Vocalistin The Sorceress nicht Unrecht tun, aber ihr Gesang ist einfach nicht kraftvoll genug, um dem Sound der Songs wirklich gerecht zu werden. Ihre durchaus angenehme Stimme hat einfach nicht den "Punch", welchen es für solche Musik braucht.

Produktionstechnisch geht das Ganze zwar in Ordnung, aber auch hier ist die Gesangsspur wieder der Haken. Die Vocals, welche eh schon "dünn" sind, hätte man etwas präsenter einbinden und somit zumindest etwas von der "Schwachbrüstigkeit" nehmen können.

Fazit:
Das neue Hands Of Orlac Album zeigt eindrücklich, wie wichtig die Vocals für ein Album sein können. Manchmal steht oder fällt der Erfolg einer Platte eben genau mit diesen. Die handwerklich wirklich gute Instrumentalfraktion leidet am Ende des Tages unter den "unpassenden" Vocals. Dies sorgt dafür, dass dich die Musik immer wieder verliert, wenn die Vocals einsetzen, was wirklich schade ist. Dasselbe Album mit kraftvollen, cleanen Vocals und Growls wäre sicher in der Lage gewesen, der einen oder anderen Szenegröße das Wasser zu reichen.

Punkte: 6/10

Anspieltipp: Ex Officio Domini (The Executioner of Rome)

Tracklist:

01. To The Night A Bride
02. Three Eyes
03. Il Velo Insanguinato
04. Hebetudo Mentis
05. Malenka
06. Frostbite
07. Ex Officio Domini (The Executioner Of Rome)

Lineup:

The Sorceress - Vocals, Flute
Emil Jansson - Guitars
The Templar - Bass

https://handsoforlac.bandcamp.com

Autor: Thomas

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